Gehen oder bleiben? Jobwechsel nötig?

 

 

NEU: Diese Ausgabe ist auch als Audio verfügbar.

…das ist eine Frage, mit der ich häufig konfrontiert werde. Und die Antwort darauf zu geben, ist gar nicht so einfach.  Ich habe daher die „große“ Frage in 8 „kleine“ Fragen unterteilt:

 

Frage 1: Würdest du freiwillig gehen oder notgedrungen?

Dahinter steckt die Frage, ob deine Überlegung aus einer Notwendigkeit besteht oder du freiwillig den Rückzug antreten möchte. Mit anderen Worten: Wie sieht es mit der Firmensituation aus, stehen evtl. Veränderungen, Umstrukturierungen, Kündigungen an? Könnte ich davon betroffen sein? Sollte ich zuvor den Absprung wagen? Das kann durchaus empfehlenswert sein, z.B. wenn man die Sorge hat, dass der Arbeitsmarkt in einiger Zeit mit gekündigten Mitarbeitern aus dem Bereich xy voll sein könnte. Siehe – natürlich ein Extrembeispiel – die Schleckerpleite. Viel häufiger liegt der Grund aber in der persönlichen Situation meiner KundInnen: Sie fragen sich, was beruflich noch kommt, ob das alles war? Häufig sind dies bei mir Menschen um die vierzig Jahre, die schon viele Arbeitsjahre hinter sich haben aber eben noch sehr viele vor sich. Sie haben das Gefühl der Eintönigkeit, der Unterforderung etc.

Frage 2: Wie lange überlegst du schon, ob du gehen sollst oder bleiben möchtest?

Diese Frage ist ziemlich entscheidend!  Es geht um die Intensität, mit der dich diese Frage beschäftigt. Bevor jemand tatsächlich kündigt, sollte der Entschluss sehr gut überlegt sein. Und das braucht Zeit. Aus einer Laune heraus sollte, wenn nicht notwendig, der Job nicht hingeschmissen werden. Es gibt selten ein Zurück! Schwierig, diese Frage zeitlich zu beantworten, aber zwischen sechs und neun Monaten sollte man sich sicherlich damit beschäftigen.

Frage 3: Warum überlegst du überhaupt zu gehen?

Das können ganz viele Gründe sein: Unter-/ Überforderung, Energielosigkeit, Lustlosigkeit jeden Morgen aufzustehen um zur Arbeit zu gehen, Probleme mit dem Chef/ mit Kollegen, zu viel Zeitaufwand für die Arbeit, zu viel Stress, Arbeitsverdichtung, Umstrukturierungen…wichtig ist, dass dir die Gründe bewusst sind und du ganz genau überlegen kannst, ob deine Probleme durch einen Stellenwechsel beseitigt werden.

Frage 4: Was genau spricht dafür, was dagegen?

Wer schreibt, der bleibt…diese Weisheit – finde ich – gilt auch hier. Notiere dir gut sichtbar alle Vor- und Nachteile. Am besten du machst dir eine Liste, in der einen Spalte die Vor- in der anderen die Nachteile. Hast du einige Argumente auf beiden Seiten zusammen, kannst du Punkte vergeben. Z.B. Argument 1 hat eine Wertigkeit von 3 bei maximal 5 Punkten, Argument zwei ist unschlagbar = Wert 5 usw. Am Ende rechnest du alle Punkte zusammen und bekommst sogar ein mehr oder weniger objektives Ergebnis.

Frage 5: Hast du  „Vorbilder“?

Kennst du persönlich jemanden, der „weiter“ ist als du, weil sie oder er sich schon mal in einer ähnlichen Situation befanden? Egal ob er oder sie gegangen oder geblieben ist, interviewe sie/ ihn! Lass dir von diesen Erfahrungen berichten und werte diese für deine persönliche Situation genau aus.  Das kann dich ermutigen oder natürlich auch „auf den Boden der Tatsachen“ bringen. Aber egal, wichtig für dich ist ja, DASS du dich entscheidest und mit dieser Entscheidung zufrieden bist.

Frage 6: Hast du Mit- oder Gegenspieler?

Diese Frage ist meiner Meinung nach eine der wichtigsten: Hast du schon dein Umfeld von deinen Ideen berichtet? Und wenn ja, wie ist die Rückmeldung? Lebst du im Familienkontext benötigst du auf jeden Fall Fürsprecher, also Mitspieler. Sie sollen dich im besten Falle motivieren, dein Anliegen in die Tat umzusetzen. Gut möglich, dass sich für sie auch einiges ändert: Zeitlich bist du möglicherweise eingespannter, die Arbeiten müssen auf mehreren Schultern aufgeteilt werden. Hast du hier eher Gegenspieler, solltet ihr die Argumente gut besprechen. Und zwar zunächst ganz emotionslos – vielleicht ist ja was dran.

Frage 7: Kannst du dir ein „Gehen“ leisten?

Neuanfang versus Sicherheit. Vielleicht gibst du gerade von zweitem sehr viel auf. Emotional finde ich die Entscheidung gar nicht schwer. Du hast einen Grund, warum du dich auf etwas Neues einlassen möchtest. Du musst schließlich noch x Jahre in deinem Beruf arbeiten. Die „Währung“ Neustart ist genau richtig, wenn du dich jeden Tag zur Arbeit quälst und sie dir überhaupt keinen Spaß mehr bereitet. Wenn du allerdings die Sicherheit benötigst, ansonsten nur unter sehr großen Anstrengungen deinen Verpflichtungen nachkommen kannst, ist diese Frage nicht mehr rein emotional zu lösen. Das kann tatsächlich ein sehr rationaler Grund sein zu bleiben. Auch dann kann es aber Möglichkeiten geben, sich dennoch neu zu motivieren. Andere Abteilung? Anderer Standort?

Frage 8: Was kommt danach?

Angenommen, du hast dich nun tatsächlich entschieden, dich neu zu orientieren: Wie geht das nun genau? Leider kan ich dir dazu keine pauschale Antwort geben. Wichtig ist immer, dass du nichts überstürzt. Hier ist warten besser als in Hektik zu verfallen. Sinnvoll ist es häufig, mit einem Test anzufangen. Welcher zu dir passen könnte, können wir gerne abklären – es gibt viele verschiedene. Das ist aber nur ein erster Schritt! Mache dich anschließend schlau, welche Branchen zu dir passen könnten, du kannst auch gut mal in das ein oder  andere Berufsfeld einen Tag hinein schnuppern. Pirsche dich also langsam aber kontinuierlich! an deinen Wunschjob heran.

 

Ich wünsche dir den nötigen Mut, die Ausdauer und die Zeit, die du brauchst für eine reife Entscheidung. Ich drücke dir die Daumen, toi, toi, toi.

Deine Christina

 

 

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