Oft unterschätzt: Die telefonische Bewerbung

Christina Thiel telefonische Bewerbung

Die telefonische Bewerbung kann, wenn sie gut gemacht und vorbereitet ist, ein wahrer Sympathiebooster sein!

Denn du hast so viele Möglichkeiten, durch deine Stimme zu glänzen und einen positiven Eindruck zu hinterlassen. Beim Schriftverkehr bekommt niemand deine non-verbale Kommunikation mit wie etwas dein Tonfall, deine Betonung und die Art deiner Wortwahl etc. Das alles hast du in einem Telefonat – und damit macht es dieses Medium so wertvoll. Du hast es also in der Hand, sehr viele Sympathiepunkte zu ergattern. Lies im Artikel „Was Mimik leistet und Kurznachrichtendienste nicht“ mehr zum Thema Non-verbale Kommunikation.

Welche Arten telefonischer Bewerbungen gibt es?

Initiativanruf

Ähnlich wie bei einer Initiativbewerbung weißt du nicht, on dein Wunschunternehmen derzeit eine offene Stelle ausgeschrieben hat, du rufst also „auf Verdacht“ an. Positiv daran ist, wie auch bei einer schriftlichen Initiativbewerbung, dass du keine Konkurrenz zu fürchten hast. Außerdem hast du dir mehr Gedanken dazu gemacht, wen du gerne anrufen möchtest als bei einer „normalen“ Bewerbung.

Anruf vor der „normalen“ Bewerbung

Immer wieder werde ich gefragt: „Christina, ich weiß nicht, ob ich mich bewerben soll, ich weiß ja nicht, ob ….“ Ganz ehrlich: Diese „Probleme“ freuen mich, denn sie bieten die beste Grundlage um ein Unternehmen telefonisch zu kontaktieren. Ich antworte dann meistens: „Die Frage kann ich dir leider auch nicht beantworten. Aber ich empfehle dir, das Unternehmen direkt zu befragen.“ Weiterer Vorteil: Du kannst im Bewerbungsanschreiben wunderbar auf das – natürlich – freundliche und informative Gespräch verweisen. Und du hast direkt einen Ansprechpartner, viel besser, als wenn du in deiner Überschrift stehen hast: Sehr geehrte Damen und Herren… Und, naja, es ist natürlich auch möglich, dass du nach dem Telefonat weißt, dass der Job nichts für dich ist. Auch das ist ein Ergebnis. Dir nützt keine Bewerbung, die von Beginn an nicht zum Erfolg  führen wird. Vergeude also nicht deine wertvolle Energie!

Anruf nach einer Bewerbung oder einem Vorstellungsgespräch (Nachfassanruf)

Hörst du eine Zeit lang (ca. 3-4 Wochen) nichts von dem Unternehmen, in dem du dich beworben hast, rufe an! Stelle deine weitere Motivation in den Vordergrund, ohne zu schleimen. Frage nach dem aktuellen Stand der Dinge und auch, wie lange der Bewerbungsprozess wahrscheinlich noch dauern wird. Vielleicht kannst du auch aktuelle Informationen deinerseits nachreichen (z.B. Anmeldung zu einer Fortbildung).

Anruf des Unternehmens

Hier liegt der Überraschungseffekt bei dir, denn du wirst vermutlich überrumpelt von einem Anruf eines Unternehmens. Das kann dich natürlich ganz schön in Bedrängnis bringen, z.B. wenn du gerade auf dem falschen Fuss erwischt wirst. Dann bitte deinen Anrufer doch einfach, sich kurz zu gedulden, du müsstest gerade erst zur Türe hereinkommen (Beispiel) und melde dich ein wenig später noch einmal. Keiner kann dir böse sein, denn der Anrufer war ja nicht angemeldet. Andersrum bist auch du nicht böse, wenn dein Gesprächspartner gerade keine Zeit hat, wenn du dich meldest, oder?

Welche Vorbereitungen musst du bei einer telefonischen Bewerbung treffen?

So einige! Denn überall dort, wo du Punkte sammeln kannst, kannst du sie natürlich auch verlieren! Eine telefonische Bewerbung ist schließlich eine erste Arbeitsprobe! Daher ist eine gründliche Vorbereitung deinerseits total wichtig. Dazu gehört:

Sammele alle Informationen, die du vom Unternehmen bekommen kannst.

Das sind natürlich in erster Linie Daten, die du aus dem Internet bekommen kannst. Aber vielleicht kennst du auch jemanden, der im Unternehmen tätig ist oder war und dir noch ein paar Infos geben kann.

Lege dir deinen Lebenslauf und ggf. weitere Unterlagen zurecht.

Findest du überflüssig? Hast du doch eh alles im Kopf? Denke dran: Du befindest dich in einer Art Prüfungssituation und stehst unter enormen Stress! Was passiert häufig, wenn du unter Stress stehst? Du vergisst die einfachsten Dinge. Also: Her mit den Unterlagen, wenn du sie nicht benötigst, auch gut!

Sorge für einen ruhigen Hintergrund

Befestige ein  Schild „Bitte nicht stören“ an der Haustüre, schalte dein Handy auf stumm und deine Emails aus. Ich meine nicht, dass du den Hund einsperren musst, wenn er bellt, stört es mich nicht. Aber dort, wo du Einfluss hast, solltest du diesen Einfluss auch nutzen. Es ist einfach eine Art der Wertschätzung. Niemand mag es, wenn man ein wichtiges Telefonat führt und es gleichzeitig piepst und brummt.

Sorge dafür, dass du sympathisch rüberkommst!

Nicht gelingen wird das, wenn du dich in deinen Lieblingssessel verkrümelst und eingerollt im Schlafanzug versuchst ein überzeugendes Telefonat zu führen. Auch wenn dich dein Gesprächspartner nicht sehen wird, kommst du unprofessionell rüber! Hast du noch nicht viele dieser Telefonate geführt, rate ich dir sogar dich so zu kleiden, wie du es auch im echten Vorstellungsgespräch tun würdest. Ebenso wichtig ist deine Körperhaltung: Sitze aufrecht oder stehe sogar, auch herumlaufen darfst du gerne und lässt dich viel überzeugender rüberkommen. Und ganz wichtig: Lächel! Sieht man nicht? Stimmt, spürt man aber trotzdem – und zwar im Tonfall deiner Stimme.

Auch ein Stift und ein Zettel benötigst du um dir Notizen zu machen.

Stell dir vor, du erhältst wichtige Informationen und kannst sie nicht notieren!

Erstelle einen Ablaufplan!

Du solltest dir vor dem Gespräch unbedingt einen roten Faden zurechtlegen, also eine Gesprächsstruktur. Bitte schreibe keinen Text vollständig aus, dein Zuhörer wird spüren, dass du abliest und so verlierst du an Glaubwürdigkeit. Also arbeitest du mit Stichpunkten! Beginne mit der Frage, ob du ein paar Minuten stören darfst, du hättest gerne ein paar Informationen zu …. Dann stelle dich und dein Anliegen genauer vor. Und im dritten Teil stellst du deine Fragen. Vergiss bitte nicht am Ende des Gespräches einen Abschluss zu formulieren, der eine Vereinbarung zur weiteren Vorgehensweise beinhaltet!

Übe vorher: Bitte ein oder mehrere Personen Gesprächspartner zu sein.

Dabei solltest du natürlich dein vorher erstelltes Skript zur Hand nehmen und so gut wie möglich die Situation real nachspielen. Das Probetelefonat kannst du auch aufnehmen und dir später noch einmal anhören. Warst du zu laut, zu leise? Zu schnell, zu langsam? Und das Wichtigste natürlich: Hole dir Feedback von der Person, die mit dir geprobt hat.

 

Und wenn das alles nicht hilft? Du dich nicht überwinden kannst, zum Hörer zu greifen?

Dann ist das nicht das K.O-Kriterium! Selbstverständlich hast du auch dann eine Chance, wenn du dich nur schriftlich bewirbst. Da die telefonische Bewerbung allerdings ein wunderbares Zusatzinstrument zur schriftlichen Bewerbung ist, solltest du diese Möglichkeit nicht unbeachtet lassen. Gehe meine Tipps durch. Übe, übe, übe! Erst wenn du nach dem Übungsmarathon feststellst, dass es einfach nicht dein Medium sein wird, akzeptierst du diese Tatsache. Klar, es ist nicht jeder zum Telefonieren geboren, wenn es nicht Deins ist, ist es ok. Dann ziehst du den Schlussstrích und hängst das Projekt an den Nagel. Wie gesagt, wo es Punkte zu gewinnen gibt, gibt es auch genügend zu verlieren…

 

Zusammenfassung

  • Eine telefonische Bewerbung hat viele Vorteile: Du kannst Sympathien wecken, du kannst dich in einem Anschreiben auf das Telefonat beziehen, den Ansprechpartner direkt mit Namen anreden und du kannst natürlich für dich persönlich auch Informationen sammeln.
  • Eine telefonische Bewerbung muss gut vorbereitet sein, sie ist eine erste Arbeitsprobe!
  • Eine telefonische Bewerbung ist nur dann für dich geeignet, wenn sie zu dir passt. Verstell dich nicht und quäle dich auch nicht. Aber probiere vorher auf jeden Fall in einer Übungssituation aus bevor du dich gegen eine telefonische Bewerbung entscheidest!

 

Welche Erfahrungen hast du mit einer telefonischen Bewerbung bislang gesammelt? Hinterlasse einen Kommentar oder schreibe mir eine Mail, ich freue mich und bin gespannt!

Bis bald

deine Christina

 

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